Das Spitalbad


Die erste Nachricht über ein Hospital in Freiburg datiert bereits aus dem Jahr 1146. Ob dieses jedoch schon mit dem späteren Heiliggeistspital identisch ist, ist in der Forschung umstritten. Mit Sicherheit bestand dieses Spital jedoch um 1218, denn dort wird es im Stadtrodel eindeutig erwähnt. In seinen Anfangsjahren stellte es eine Wohlfahrtseinrichtung für die wirklich Bedürftigen dar: Für Pilger und Kranke, sofern sie nicht von Seuchen befallen waren, Findel- und Waisenkinder, aber auch für Wöchnerinnen. Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelt sich das Spital verstärkt zum Pfründhaus zur Altersversorgung der reicheren Schichten Freiburgs - ohne dabei seine Armenfürsorge gänzlich aufzugeben. Das Spital bildete eine eigene Bruderschaft, die den Charakter eines Gebetsvereins hatte und vom Bischof in Konstanz mit besonderen Privilegien ausgestattet war. Es wurde also nicht von einem Mönchsorden versorgt. Die Leitung des Spitals hatte der sogenannte "Oberpfleger" inne, der vom Rat der Stadt Freiburg eingesetzt wurde. Ihm zur Seite standen anfangs vier und später zwei Ratsmitglieder, die sogenannten "Pfleger des Spitals". Neben der Armen- und Krankenfürsorge hatten diese auch die Verantwortung für die zunehmende Verwaltung der durch Überschreibung an das Spital gelangten Besitzungen: Häuser, Reben, Gärten oder aber Einkünfte aus Gewerbebetrieben. Das Spital selbst siedelte erst 1806 von seinem Hof zwischen Kaiser-Joseph-Straße und Münsterplatz (heute: Kaufhaus Breuninger) in das Gebäude des aufgehobenen Klarissenklosters in der Eisenbahnstraße über.

Das Heiliggeistspital trifft man zu allen Zeiten im Freiburger Badewesen an. Und es ist nicht auszuschließen, daß der Rat der Stadt über das Spital eine Kontrolle über die öffentlichen Badestuben ausübte, was Sauberkeit und vor allem Sittsamkeit anbelangte. Neben den durch Pfründeverschreibung oder "Vergantung" (Zwangsversteigerung) an das Spital gelangten Bädern existierte in der Fischerau/Ecke Kaiser-Joseph-Straße auch eine Badestube, die später den Namen "Spitalbad" trug. Das Spitalbad ist eine von zwei Badestuben, deren Entstehungsgeschichte aufgrund der schlechten Quellenlage nicht restlos aufgeklärt werden konnte. Das andere Bad ist das Paradiesbad, das im nächsten Kapitel behandelt wird. Aus der spärlichen Quellenlage ergibt sich für das Spitalbad das folgende Bild: Es wird 1309 erstmals erwähnt. Im Urbar des Klosters St. Katherina heißt es: "Ein Hus stot in der oewe ob des Spitals Badstube." Bereits von Januar 1309 ist eine Verkaufsurkunde erhalten, in der die Pfleger des Heiliggeistspitals "das Haus in der Owe zwischen des Starken Haus u. Pfaffen des Fischers Haus an Heinrich Schalun den Metzger, Bürger zu Freiburg um 40 Pfund Pfennige (verkaufen). Der Käufer gelobt von dem erworbenen Hause aus der Badestube des Spitals keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten". Leider konnte der Standort der beiden genannten Häuser (des "Starken Haus" und das Haus "Zum Pfaffen") bislang nicht ermittelt werden. Bei dem verkauften Haus könnte es sich um das spätere Paradiesbad handeln, das im nächsten Kapitel dargestellt werden soll. 1314 wird die Badestube des Spitals als Ortsangabe in einer Übergabeurkunde von Gütern an das Spital erwähnt, deren Lage mit "bi den Oberrieter vor des spitals badstuben über" beschrieben wird. 1318 wird vom Rat der Stadt eine neue Satzung für das Heiliggeistspital erlassen, in der auch die Einkünfte für im Spital zu haltende Gedenkgottesdienste für die Verstorbenen verteilt werden. Dabei tragen "alle die baren pfennige (...), die von der obrun badestubun und von dem opfer, das us dem spitale wirt koment" zur Finanzierung bei. Aus dieser Satzung geht jedoch nicht hervor, welche Badestube gemeint ist: Eine "obere" Badestube würde eine "untere" voraussetzen, die bislang jedoch nicht identifiziert werden konnte. 1325 verständigen sich das Heiliggeistspital und das Kloster Tennenbach über die Finanzierung von Jahreszeiten und Zinsen. Danach gibt das Spital "von seiner Badstube 7 Schillinge weniger 4 Pfennige" an das Kloster Tennenbach. Besonders aussagekräftig sind die Quellen aus dem Jahr 1329, wo in einer weiteren Jahrzeitstiftung die Lage des eigentlichen Spitalbades erstmals eindeutig bestimmt wird: Bei "der Spitalmühle in der Vorstadt neben des Spitals Badstube". Alle späteren Erwähnungen im 14. Jahrhundert bleiben in ihren Lagebeschreibungen für das Bad ungenau.

1401 übertragen "Hanman Schalun und Elsbeth seine eefrowe" ihr Eigentum an "des spittals badstuben, gelegen in Snegken vorstatt" auf das Heiliggeistspital und bedingen sich dafür die Abhaltung einer Jahrzeit aus. Hanman Schalun ist ein Nachfahre Heinrich Schaluns, der bereits 1309 jenes Haus gekauft hatte, bei dem sich das Heiliggeistspital ausgebeten hatte, daraus eine Badestube zu machen. Auch er war Metzger. Jedoch muß offenbleiben, wie Hanman Schalun in den Besitz des Spitalbades oder zumindest eines größeren Teils desselben gelangte. Bereits zwischen 1370 und 1375 hatte er die Paradiesmühle in seinen Besitz gebracht und sie im gleichen Jahr für 73 Pfund Pfennige dem Spital verkauft. Das läßt darauf schließen, daß die Schaluns "im Paradies" - heute weitgehend vom Kollegiengebäude IV der Universität (der alten Universitätsbibliothek) überbaut - über einigen zusammenhängenden Besitz verfügten. Ein Bader im Spitalbad wird erstmals in einer Auseinandersetzung zwischen dem Spitalbader Hanman Wägs (Wegs) und dem Gerber Hanman Krerkelbach auf der einen und Johannes von Falkenstein auf der anderen Seite in den Jahren 1423/24 erwähnt. Die Auseinandersetzung drehte sich dabei um den Zehnten auf Reben und einen Steinbruch am Schlierberg, auf den Johannes von Falkenstein Anspruch erhob. Für die Beklagten ging es darum, nicht mehrfach Zehnten auf die gleichen Grundstücke zu bezahlen. Die Angelegenheit wurde weitgehend gütlich geregelt: Der Bader Hanman Wägs wurde dazu verpflichtet, den vollen Zehnten nur noch an Johannes von Falkenstein zu entrichten.

Im 15. Jahrhundert werden auch die Lagebeschreibungen des Spitalbades einheitlich. Nachdem das Spitalbad, nunmehr als "des spittals badstuben" bezeichnet, 1430 nochmals als Ortsangabe erwähnt wird , ist mit der Urkunde vom 30. Januar 1451 zum ersten Mal auch ein Pachtvertrag erhalten, in dem das Bad "dem Bader Konrad Ysenly, Seldener zu Freiburg" in Erbpacht gegeben wird mit der Verpflichtung, das Gebäude mit der Badestube "mit öfenen, stuben, kammern, kesseln und tucheln" in einem guten Zustand zu erhalten. Der zu entrichtende Zins wird mit sechs Schillingen pro Jahr angegeben, wobei es sich mit Sicherheit um einen Schreibfehler handelt, denn der Zins von sechs Schillingen war nicht jährlich, sondern wöchentlich fällig. Konrad Ysenli (Isenli) wird bereits 1423 in der "Adelhauser Urbare" genannt. Danach besaß er ein Gut in der Nähe von Haslach und einen Jauchart Holz in der gleichen Gegend. Konrad Ysenli konnte die Badestube jedoch nicht lange in Erbpacht halten. Bereits 1456 oder kurz danach zahlt Heinrich von Töffingen den Zins, der jedoch selbst die Badestube nur bis 1467 pachtete. Allerdings muß er auch danach Bader in einer der Freiburger Badestuben gewesen sein, denn noch im April 1469 erwirbt er Reben "am Oberfeld".

1467 gab das Spital sein "Haus, Hof und Badstube" an den Bader Heinrich Swab (Schwab), für sechs Schillinge wöchentlichen Zinses in Erbpacht. Wiederum mußte sich der Paächter verpflichten, das Haus mit der Badestube "mit öfenen, stuben, kammern, kesseln und tucheln in der battstuben und usserhalb, hindan und vornan" in gutem Zustand zu erhalten "und die Schäden, welche der Spitalmeister bei der alljährlich in Begleitung eines Zimmermanns und eines Maurers vorzunehmenden Besichtigung findet, binnen Jahresfrist auf seine Kosten abstellen zu lassen". Darüber wird auch ein Zinsbrief ausgestellt: "Heinrich Schwob, bader, gibt [dem Heiliggeistspital] alle sonntag 6 Schillinge zu einem Erb-Wochengeld von des Spittals battstuben, gelegen in snegkenvorstatt."

Der ganze Vorgang der Übergabe wird auch im Zinsbuch des Heiliggeistspitals aus dem Jahr 1456/57 deutlich. Dort heißt es: "Isenli der bader git jerlich alle werthen von der Spitalsbadstuben." Der Name "Isenli" ist durchgestrichen und über der ersten Zeile steht "Heinrich von Töffingen der Bader gitz". Neben diesem Textblock wurde mit anderer Hand geschrieben "...im solchen brieff Heny Schwob. Dieser Zins ist an spital kome anno 1401 jar vo Hanman Schalun und Elsbethen seiner frowe". Sicher ist, daß Heinrich Schwab die Badestube auch 1480 noch unterhielt. Dies geht wiederum aus einem Zinsbuch des Heiliggeistspitals aus dem gleichen Jahr hervor: Heinrich Schwab "der spitalbader git alle Suntag 6 Schilling zu einem erb wochengelt von des Spittals battstube mit aller ir zugehörd gelegen in der Sneghe vorstatt. Und soll er sie büw in ere han on des spitals kosten und schaden und mag ein jeder spitalmeister zum jor ein mal ein murer und zimmerma darin führen" Am 22. September 1494 pfändet das Spital ein Haus, "stoßt hinten an des Spitals Mühle und an dessen Badstube und vorne an die Straße", wegen ausbleibender Zinszahlungen.

Für Aufsehen sorgte bislang eine Urkunde des Heiliggeistspitals vom 27. Februar 1516: Danach pfändete der Zinsmeister des Heiliggeistspitals, Brunhaus, "das dem Fürst gehörige Haus mit Badstube vor der Schneckenvorstadt zwischen des Spitals Mühle und Claus Ryndersmit, belastet mit dem Herrschaftsrecht und einem wöchentlichen Zins von 6 Schillingen 5 Pfen., wegen 8 Pfd. 8 Schillingen 4 Pfennigen versessenen Zinsen (...)." Diese Urkunde hat in der älteren Literatur zur Gründung einer eigenständigen Badestube - "Fürsts Badestube" - geführt. Dieser Ansicht muß nun widersprochen werden. In der oben bereits vorgestellten Urkunde von 1467 heißt es nämlich weiter: "Ebenso der fürst spitelbader. Diese badstuben ist anno 1551 gar verkaufft worden" . Es kann sich bei dem erwähnten "Fürst" also nur um einen weiteren Spitalbader handeln, der vielleicht eine zwischenzeitliche Erweiterung des Bades (eventuell in zwei getrennte Einrichtungen für Frauen und Männer) betrieb, die um 1467 vorgenommen wurde und bis 1516 als eigenständige Abteilung des Bades verpachtet war. Weder davor noch danach taucht der Name "Fürsts Badestube" in den Quellen auf. Dafür spricht auch, daß der Herausgeber der Urkunden des Heiliggeistspitals selbst anmerkte, daß sich das Bad in der Fischerau Nr. 4-6 befunden habe, versah dies jedoch mit einem Fragezeichen. Das Haus Fischerau 4-6 war nur wenige Schritte vom eigentlichen Spitalbad entfernt. Zum einen ist nicht anzunehmen, daß es das Spital duldete, daß eine weitere Badestube in direkter Nähe zu seinem eigenen Bad eingerichtet wurde. Zum anderen spricht der Pachtzins von sechs Schillingen pro Woche eindeutig für das Spital als Eigentümer: Von allen nicht dem Spital gehörenden Badestuben waren nur fünf Schillinge Pachtzins pro Woche zu entrichten. So kann man "Fürsts Badestube" als eigenständige, dauerhafte Einrichtung aus den Geschichtsbüchern streichen. Auch der Zusatz über den Verkauf des Bades im Jahre 1551 bezieht sich eindeutig auf das Spitalbad, wie noch zu sehen sein wird. Zunächst jedoch hatte das Spital auch weiterhin kein Glück mit der Verpachtung des Bades. Bereits vom 4. September 1531 ist wiederum eine Pfändungsurkunde erhalten. Darin teilt der Rat der Stadt Freiburg mit, "daß der Spitalmeister Hans Spengler das dem Bader Hans Rittemann und dessen Frau Ursula gehörige Haus mit Badstube, genannt das Spitalbad, in der Schneckenvorstadt", wegen 20 Pfund verfallener Wochenzinsen gepfändet habe. Obwohl das Spital nur noch fünf Schillinge Pachtzins pro Woche genommen hatte, konnten die Rittemanns ihren Zins für etwa eineinviertel Jahre nicht bezahlen. In der Folgezeit haben sich für 20 Jahre keine Nachrichten über das Bad erhalten.

Gleich zwei Urkunden schildern dann den Kauf des Spitalbades durch den Bader Jacob Striegel. Am 6. Oktober 1551 heißt es: "Die Pfleger des Heiliggeistspitals verkaufen an Jacob Strigel, den bader 'ein haus hoff badstuben und allem darzugehert, liegt in der schnecken vorstadt genannt das spital bad, stost einerseits an die spitalmile, so jetzt Thoman Rothaber in hat, anderseidt an Andres Krussen sel. verst. witib." Für das Heiliggeistspital geschieht der Kauf vier Tage später. Am 10. Oktober 1551 wechselte demnach die Badestube "um 700 fl." an den Bader Jacob Striegel, der zunächst 400 Gulden bar bezahlt und den Rest mit jährlich 15 Gulden zu verzinsen verspricht. Nach den Zunftprotokollen war Jacob Striegel erst kurz vor dem Kauf in die Malerzunft aufgenommen worden und starb 1577.

Damit ist das Heiliggeistspital nun nicht mehr Eigentümer des Spitalbades. Doch noch im gleichen Jahr muß Jacob Striegel das Bad wieder an das Heiliggeistspital für 300 Gulden verschreiben, da er in erheblichen Geldschwierigkeiten ist, behält sich jedoch ein Wiederkaufsrecht vor. Bis Mitte August 1552 hat er seine Schulden auf 100 Gulden reduziert und verspricht, "diese jährlich an Weihnachten mit 5 Gulden zu verzinsen."

Ob Jacob Striegel das Bad bis zu seinem Tod geführt hat, ist nicht bekannt, aber sehr wahrscheinlich: Noch 1574 bildete er im Spitalbad einen Lehrjungen aus. Am 2. Februar 1579 verkauft "Jacob Morenhanser, Bader" an "Hans Weinhagen dem Hasenbader 'ein badstuben mit aus hof und scheuer gelegen in der Vischeraw genent das Spitalbad, stost einerseid an die spitalmulin, anderseid an Hans Hansen Vischern, für 442 Gulden'".

Wie Jacob Morenhanser an das Bad kam, ob er zuvor schon mit Jacob Striegel zusammenarbeitete oder das Bad zwischenzeitlich kaufte, ist nicht bekannt. Es steht jedoch fest, daß er in Freiburg geblieben ist, denn 1604 und 1605 war er einer der "Ächtwer" der Malerzunft und sein Sohn Hans Georg ging beim Schwabsbader Hans Hauser in die Lehre.

Ganz so eindeutig ist der Vorgang jedoch nicht. Vom 28. Februar 1579 ist eine zweite Urkunde erhalten, die den Verkauf an Hans Weinhagen ganz anders beschreibt: Danach verkaufen der Curator des Priesters Hans Strigel, dem Sohn von Jacob Striegel und der Vogt der Witwe Jacob Striegels, der Schwabsbader Georg Hauser, "ein Haus, hoff und geses genannt das Spitalbad in der vischeraw gelegen stost einerseid an die Spitalmühle, anderseid an Hans Hansen, hinden und vorne uff die Allmendgass für 232 Gulden" an Hans Weinhagen. Wie es zu den beiden inhaltlich doch sehr verschiedenen Urkunden kommen konnte, bleibt unklar. Nicht nur die handelnden Personen sind unterschiedliche, vor allem der Preis der Badestube unterscheidet sich doch sehr beträchtlich!

Hans Weinhagen selbst wurde bereits 1567 in die Malerzunft aufgenommen und starb nach den Zunftprotokollen der Malerzunft 1585. Über den Verkauf des Bades an den Bader Georg Speth haben sich keine Urkunden erhalten. Der Vorgang läßt sich jedoch aus dem Zunftprotokoll der Malerzunft rekonstruieren. Georg Speth wird dort im Zusammenhang mit der Ausbildung von "Lehrknaben" als "Spitalbader" bezeichnet. 1591 ist er Mitglied der "Dreier" der Malerzunft. Ebenfalls den Zunftprotokollen nach wurde er 1586 in die Zunft aufgenommen. Zeitlich gesehen ist es also sehr wahrscheinlich, daß Georg Speth das Spitalbad nach dem Tode von Hans Weinhagen übernahm. Er führte es wahrscheinlich bis 1610, denn dort heißt es im Wachregister der Malerzunft: "Georg Speth, a,b,c,d." Daneben steht: "ist gestorben". Die Buchstaben a-d bezeichnen dabei die Quartale eines Jahres. Lag das Bad vor den Toren der Altstadt, so war dies mit "vorm thor" gekennzeichnet, denn die Bewohner dieser Stadtteile hatten nur das halbe Wachgelt zu entrichten.

1610 wird der Bader Paul Huderer in die Malerzunft aufgenommen und übernimmt kurz darauf das Spitalbad. Er legt am 24. Januar und 11. Februar 1628 zusammen mit anderen Badern zweimal Beschwerde beim Rat der Stadt Freiburg ein. Der Grund: Der Rat hatte wegen der in Freiburg grassierenden Pest angeordnet, daß die Badestuben zu schließen seien. Das brachte viele Bader in ernste Existenznöte. Der Rat wies die Beschwerde jedoch zurück. Im gleichen Jahr wird das Spitalbad auch als Ortsangabe in einer Pfändungsurkunde der Spitalmühle erwähnt, die direkt an das Spitalbad angrenzte.

1635 stirbt Paul Huderer und seine Witwe verkauft das Bad in der Fischerau, "stost einer seit. an Jacob Mösslin, Spitalmüller, ander seit. an Sebastian Hartmann, Fischer, sonst almend" im September des gleichen Jahres an Hans Jacob Stöckheler.

Sehr viel Unruhe brachte zu dieser Zeit das Schicksal der Tochter des in der Urkunde erwähnten Fischers Sebastian Hartmann ins Quartier: Elisabeth Hartmännin war 1649 den Regelschwestern zum Grünenwald in der heutigen Grünwälderstraße, beigetreten. Diese lebten nach der Augustinerregel und waren vorwiegend in der Krankenpflege tätig. Dort fiel sie durch Verängstigung und Konzentrationsstörungen auf. Daraufhin wurde sie mehrfach exorziert, was ihren Zustand jedoch nicht besserte und wurde daraufhin in den Wallfahrtsort Einsiedeln in der Schweiz geschickt, wo sie weiteren Exorzismen ausgesetzt wurde. 1652 zeichnete sich eine Stabilisierung ihres Zustandes ab, und sie erhielt einen Platz in einem Freiburger Spital. Allerdings hielt die Besserung nicht an, zeigten sich bei ihr doch im Dezember 1668 wiederum Anzeichen von Besessenheit. So wurde sie in einem von den anderen getrennten Zimmer isoliert. Ihr weiteres Schicksal ist ungewiß.

Hans Jacob Stöckheler war zuvor Bader im Predigerbad gewesen. Kurz vor dem Kauf des Bades, am 27. August 1635, verliert Hans Jacob Stöckheler ein Haus in der Wiehre, wegen 30 Gulden verfallener Zinsen. Vielleicht erfolgte auch deswegen der schnelle Wechsel vom Predigerbad ins Spitalbad. Arm kann er jedoch nicht gewesen sein, denn schon am 30. Mai 1645 verkaufen die Pfleger des Gutleuthauses Reben "im Obern Feld", die u.a. an Reben des Spitalbaders Hans Jacob Stöckheler stoßen. Etwa zur gleichen Zeit erhält er vom Reuerinnen-Kloster Reben auf dem Stühlinger. 1653 gerät Hans Jacob Stöckheler in Geldschwierigkeiten und muß eine Hypothek "auf sein Haus, Stall und Bad vorm Martinsthor an der Fischerau" aufnehmen. Hans Jacob Stöckheler betreibt das Bad bis zum 29. November 1661. Von diesem Datum ist die folgende Verkaufsurkunde erhalten: "Hans Jacob Stöckheler, Spitalbader, verkauft an Hans Ulrich Abemrhein, bader, seinem Tochtermann, das Spitalbad vorem Martinsthor an der Fischeraw, stost einerseits an Jacob Mösslin, Spitalmüller, anderseit an Andreas Hartmann, Fischer, sonst almend." Damit geht das Bad auf seinen Schwiegersohn über, der einer anderen das Badewesen Freiburgs im 17. und 18. Jahrhundert bestimmenden Baderfamilie angehörte.

Auch Hans Ulrich Amrhein muß Geld aufnehmen, um seine Außenstände zu bezahlen. So leiht er sich am 10. Mai 1667 von den Armenspitalpflegern und zwei Zunftmeistern 100 Gulden, die er jährlich mit 5 Gulden zu verzinsen verspricht "von seinem Haus mit Badstube und Stallung vor dem Martinstor in der Vischeraw, genannt das Spitalbad". Am 26. Mai 1696 verkauft Anna Marie Stöckheler, die Witwe Ulrich Amrheins, das Bad an ihren Sohn, den Bader Michael Amrhein. Dieser behält das Bad bis zu seinem Tod 1729, wo es an seinen Sohn Johannes fällt. Wie lange dieser das Bad betreibt ist ungewiß.

Peter Dornmeyer ist der letzte Bader im Spitalbad, der bislang ausfindig gemacht werden konnte. Er leiht am 31. August 1759 vom Gutleuthaus 60 Pfund Schilling auf das Bad. Weitaus bekannter wurde er jedoch durch einen Prozeß über Hexerei und Zauberei. So hatte er zusammen mit dem Pfarrer der St. Anna-Kirche in der Wiehre, Carolus Zehringer, und dessen Kaplan zweimal in der Kirche und sechsmal im Pfarrhof in der Wiehre der verbotenen "nacht meß" beigewohnt und mit ihnen häufig das sogenannte "Cronengebet" verrichtet. Das Christophels- und das Kronengebet sollten das Auffinden von Schätzen und des sogenannten "Geldmännleins" erleichtern. Ihr Aufsagen stand unter Strafe und so wurde auch Peter Dornmeyer am 15. Juni 1769 zu Gefängnis bei Wasser und Brot, einer Kirchenbuße und der Bezahlung der Gerichtskosten verurteilt. Dieser Fall könnte darauf hindeuten, daß das Bad nicht mehr genug abwarf.

Es war bislang nicht festzustellen, wie lange das Spitalbad tatsächlich Bestand hatte. Im Jahr 1806 war das Anwesen in die Hausnummern Kaiserstraße 116-118 aufgeteilt, von denen keine einem Bader gehörte.